In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt stehen viele von uns unter einem ständigen Druck, immer mehr zu leisten und immer erreichbar zu sein. Die Folgen davon kennen viele von uns: Stress, Überforderung und im schlimmsten Fall sogar Burnout. Dass man damit nicht leichtfertig umgehen sollte, zeigt sich oftmals leider erst dann, wenn es schon zu spät ist und die Überforderung nicht nur unsere Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, sondern auch unsere physische und psychische Gesundheit gefährdet. Doch wie können wir diesem Teufelskreis entkommen und klare Grenzen setzen, um uns vor Überforderung zu schützen ohne dabei Angst um unseren Job zu haben oder uns schuldig zu fühlen?
In diesem Artikel werden wir uns mit den Ursachen von Stress und Überforderung im Job beschäftigen, neue Strategien erarbeiten, wie wir uns gegenüber einem fordernden Arbeitsumfeld abgrenzen können und Möglichkeiten kennenlernen wie wir durch Selbstreflexion und Veränderung unsere Arbeitsweise optimieren können, um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden.
Ursachen von Überforderung im Job
Die ständig wachsende Anzahl von Aufgaben und Projekten, die vielerorts gelebte „always on“-Mentalität durch Smartphone & Co. sowie das zunehmende Verschwimmen von Arbeit und Privatleben in Home Office-Settings können Mitarbeiter schnell überwältigen. Wenn dann auch noch die Anforderungen an die Arbeitsleistung kontinuierlich steigen, führen Zeitmangel und ein ständiges Gefühl der Dringlichkeit schnell dazu, dass Überforderung Einzug hält und es für Mitarbeiter immer herausfordernder wird ihre Arbeit effektiv zu bewältigen.
Eine weitere Ursache für Überlastung hängt damit eng zusammen: mangelnde Ressourcen. Oft fehlen Mitarbeitern die erforderlichen Mittel um ihre Arbeit angemessen zu erledigen. Dies kann sich auf verschiedene Weise manifestieren, sei es durch einen Mangel an Zeit, Personal oder finanzieller Ressourcen. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, nicht über die nötigen Werkzeuge oder Unterstützung zu verfügen, um ihre Arbeit zu erledigen, sind Frustration und Überforderung nicht mehr weit.
Kommt dann noch die fehlende Unterstützung seitens der Vorgesetzten oder Kollegen hinzu, bietet es den idealen Nährboden für einen Zustand der permanenten Überforderung. Mitarbeiter fühlen sich dann schnell alleine gelassen und isoliert. Ein Zustand, den auch die erfahrenste Führungskraft nur mehr schwer umkehren kann. Spannungen innerhalb des Teams, schwelende Konflikte oder gar Mobbing führen ebenfalls dazu, dass Mitarbeiter sich übermäßig belasten, um unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Dies kann dazu führen, dass sie sich unwohl fühlen und es unterlassen um Unterstützung zu bitten, was letztendlich zu einer erhöhten Arbeitsbelastung und Überforderung führen kann.
Abschließend sei erwähnt, dass die Ursache für Überforderung natürlich auch in der eigenen Person liegen. Stichwort Perfektionismus. Der Drang, ständig herausragende Resultate zu liefern kann – ebenso wie die eingangs erwähnten externen Faktoren - zu Stress, Selbstkritik und massiver Überlastung führen. Doch wie kann man aus diesem Teufelskreis ausbrechen?
Der Schlüssel liegt im Setzen klarer Grenzen. Darauf möchte ich im folgenden Abschnitt eingehen.
Klare Grenzen setzen ohne Angst um den Job
Wer beruflich Nein sagen will, ist oft mit Ängsten konfrontiert, denn Abgrenzung bedeutet zwangsläufig, dass man Anfragen oder Wünschen von Chefs oder Teammitgliedern nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt nachkommt. Diese Grenze auszusprechen, fühlt sich im ersten Moment für einen selbst sehr unangenehm an und kann auch mit Ängsten, bspw. vor Jobverlust oder Ausgrenzung, einhergehen. Ebenso gelangt der Empfänger des Neins schnell auf emotional herausforderndes Terrain: Kränkung, Ablehnung oder gar Missachtung sind nur ein paar der Emotionen, die in solchen Situationen aufkommen können.
Nichtsdestotrotz sind Grenzen im Job ungemein wichtig: sie sind ein Zeichen von Selbstfürsorge und ein wichtiger Baustein unserer zwischenmenschlichen Beziehungen.
So kann es funktionieren:
Sechs Tipps für die Umsetzung
1. Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation mit Vorgesetzten und Kollegen ist entscheidend, um über Arbeitsbelastung und Grenzen zu sprechen. Wer seine Bedenken und Herausforderungen klar benennt, kann andere ins Boot holen und an gemeinsamen Lösungen zur Verringerung der Überforderung arbeiten.
2. Priorisierung: Liegen unterschiedliche Aufgaben auf dem Tisch, will gutes Priorisieren gelernt sein. Schließlich möchte man sich auf diejenigen Tasks konzentrieren, die am wichtigsten bzw. am zeitkritischsten sind. Dafür muss man in der Lage sein eine realistische Einschätzung der eigenen Kapazitäten zu treffen und eine Bereitschaft mitbringen, Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren, die nicht unmittelbar wichtig sind. Fällt einem diese Aufgabe schwer, ist es jedenfalls ratsam die eigene Führungskraft um Unterstützung bei der Klassifizierung der Aufgaben bitten.
3. Selbstfürsorge: Die Pflege von Selbstfürsorge und das Setzen von Grenzen sind entscheidend, um Überforderung im Job zu vermeiden. Dies kann die Einhaltung von Pausen, die Aufrechterhaltung einer gesunden Work-Life-Balance und die Suche nach Unterstützung durch Freunde, Familie oder professionelle Berater umfassen.
4. Rahmenbedingungen klar definieren: Wer es schafft, klare Grenzen bezüglich Arbeitszeiten, Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit und der Menge an Arbeit, die übernommen werden kann, zu setzen und zu kommunizieren reduziert und verwaltet seine Arbeitsbelastung effektiv.
5. Delegation: Nicht immer einfach, aber höchst effektiv: das Delegieren von Aufgaben an Kollegen kann – sofern es die eigene Rolle zulässt - dazu beitragen, die Arbeitslast zu reduzieren und Überforderung zu vermeiden. Dabei lernt man Verantwortung abzugeben und sich darauf zu verlassen, dass das Team gemeinsam erfolgreich sein möchte.
6. Neue Bewältigungsstrategien entwickeln: Veränderung beginnt mit einem selbst. Insofern ist es empfehlenswert für Stressphasen gewappnet zu sein und eine individuelle Bewältigungsstrategien suchen, um Überforderung im Job aktiv zu reduzieren. Dies kann die Entwicklung oder der Ausbau von Zeitmanagement-Fähigkeiten, Stressbewältigungstechniken und Konfliktlösungsstrategien umfassen oder aber auch professionelle Hilfe in Form von Coaching oder Psychotherapie.
Wie Coaching und/oder Psychotherapie helfen können?
Coaching und Psychotherapie können beide wertvolle Unterstützung bieten, wenn es darum geht, mit Überforderung im Job umzugehen und gesunde Grenzen zu setzen. Die Wahl zwischen Coaching und Psychotherapie hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab: dazu gehören die individuellen Bedürfnisse, die Schwere der Symptome und die zugrunde liegenden Ursachen der Überforderung.
Coaching kann eine geeignete Option sein, wenn Sie konkrete berufliche Ziele erreichen, Ihre Führungsfähigkeiten verbessern oder nach Strategien suchen möchten, um mit Ihren beruflichen Herausforderungen umzugehen. Ein Coach liefert dabei eine wertvolle Außenperspektive und kann Sie dabei unterstützen, die eigenen Stärken und Schwächen zu identifizieren, effektive Kommunikations- und Stressbewältigungstechniken zu entwickeln und persönliche Meilensteine zu definieren und zu erreichen. Coaching kann auch dann besonders hilfreich sein, wenn die Überforderung im Job auf berufsbezogenen Faktoren wie Arbeitsorganisation, Zeitmanagement oder zwischenmenschlichen Beziehungen beruht.
Psychotherapie hingegen kann angebracht sein, wenn die Überforderung im Job tieferliegende psychische Probleme oder persönliche Herausforderungen widerspiegelt. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, wenn die Überforderung mit Angststörungen, Depressionen, Burnout oder traumatischen Erfahrungen verbunden ist. Ein Psychotherapeut kann dabei helfen, die Ursachen der Überforderung zu identifizieren, ungesunde Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern sowie neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Psychotherapie bietet einen geschützten Raum, um emotionale Themen zu erkunden und zu verarbeiten und kann langfristige Veränderungen auf persönlicher und beruflicher Ebene ermöglichen.
Fazit
Abschließend sei erwähnt, dass Coaching und Psychotherapie sich nicht ausschließen, sondern ergänzen können. Einige Coaches haben eine psychologische Ausbildung und können bei Bedarf auch therapeutische Techniken einsetzen. In einigen Fällen kann es auch sinnvoll sein, sowohl Coaching als auch Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, um sowohl berufliche als auch persönliche Herausforderungen ganzheitlich anzugehen. Letztendlich hängt die Entscheidung zwischen Coaching und Psychotherapie von Ihrer individuellen Situation und Ihren Bedürfnissen ab – gerne bin ich Ihnen bei der Auswahl behilflich.
* Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwende ich abwechselnd die weibliche oder männliche Form. Männer und Frauen sind natürlich gleichermaßen angesprochen. Gerne kann der Artikel auch über soziale Netzwerke geteilt werde.
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