Welchen Einfluss hat der persönliche Selbstwert auf die eigene Wirksamkeit? Wie kann systemische Psychotherapie helfen die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken?
Geprägt durch den Einfluss sozialer Netzwerke, schaffen wir den Eindruck einer Welt der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Man muss nur richtig wollen und kann alles erreichen. Die schönen Stars kommen nicht mehr aus Hollywood oder die erfolgreichen Unternehmer aus dem Silicon Valley. Es ist die Nachbarin von nebenan mit ihrem Hochglanz Instagram Account oder die Schülerin mit ihrem Start Up. Wie wirkt sich dies auf den Leistungsdruck in unserer Gesellschaft und den Selbstwert jedes Einzelnen aus?
“Jeder ist seines Glückes Schmied.”
Klar, diesen Spruch haben wir alle schon zigmal gehört. Doch Hand aufs Herz: kennen wir nicht auch die Situationen, wo wir scheinbar nur "Passagier" sind und gefühlt gar nichts bewirken können? Was passiert hier und wie können wir uns selbst dann als wirksam wahrnehmen?
Welche Schlüsselfaktoren stärken die Selbstwirksamkeit?
Unter Selbstwirksamkeit verstehen wir die persönliche Überzeugung mit dem eigenen Tun etwas bewirken zu können. Insbesondere in kritischen Situationen ist es daher besonders wichtig mit einem Gefühl der Selbstbestimmtheit handlungsfähig zu bleiben. Ein zentraler Beitrag der Psychotherapie ist es den Glauben an die eigene Kompetenz zu fördern.
Interessanterweise besteht gerade in der persönlich erwarteten Selbstwirksamkeit eine zirkuläre Wirkung. So verstärken Erfolge die positive Selbstwirksamkeitserwartung, was auch künftig zu einem höheren Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führt. Darüber hinaus dürfte auch die "scheinbare" Kontrolle eine wichtige Rolle bei der Überzeugung, selbstwirksam handeln zu können, einnehmen. Dagegen wird das Wahrnehmen und Generalisieren der Unbeeinflussbarkeit auf zukünftige Ereignisse als Hilflosigkeit empfunden. Die Hilflosigkeit hat wiederum einen Einfluss auf die Gefühlslage und kann in weiterer Folge zu Traurigkeit, Depression, aber auch Angst, Panik oder Apathie führen. Das Gefühl der Hilflosigkeit bedingt schlussendlich auch ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Gedanken wie "ich kann es nicht mehr beeinflussen" oder "mein Tun ändert sowieso nichts" kommen auf und wirken sich auch negativ auf die Stimmung und das Verhalten aus.
Im Zusammenhang mit der Selbstwirksamkeit ist es auch unerlässlich das Thema "Selbstwert" zu beleuchten. Unter Selbstwert versteht man den Mittelwert der eigenen Bewertung über einzelnen Eigenschaften. Aus der Summe an positiven und negativen Bewertungen ergibt sich der individuelle Selbstwert. Im Rahmen einer Psychotherapie geht es darum den Selbstwert und so in weiterer Folge auch die Selbstwirksamkeit zu stärken. Doch wie genau kann eine Psychotherapie hier hilfreich sein?
Eine wesentliche Voraussetzung ist die Verschwiegenheitspflicht. Diese besteht uneingeschränkt gegenüber allen Personen und ist nötig, um Klienten ausreichend Sicherheit zu bieten, frei über alle Themen sprechen zu können. So liegt es an der Klientin selbst, sich einzulassen und selbstwirksam zu entscheiden, was in der Therapiestunde erzählt wird und was nicht.
Desweiteren baut speziell die systemische Haltung in der Psychotherapie auf dem Erfahrungswissen des Klienten auf. Nicht der Therapeut ist der Experte, sondern durch die spezielle Haltung soll die Selbstwirksamkeit in der Problemlösung des Klienten gefördert werden. Hierzu bekommt die Ressourcenaktivierung einen ganz besonderen Stellenwert. Darunter versteht man das Aktivieren verfügbarer Ressourcen, das Nutzbarmachen nicht wahrgenommener Ressourcen sowie die Optimierung der Ressourcennutzung. Ressourcen können Personen im sozialen Netzwerk oder Fähigkeiten und Fertigkeiten der Klientin sein. Durch die Fokussierung auf diese Ressourcen werden neue Möglichkeiten geschaffen und die zuvor eingeengte Wahrnehmung auf ein Problem um mögliche Lösungen erweitert.
Wie bereits zuvor erwähnt, hängen Selbstwirksamkeit und Selbstwert eng zusammen. Das Selbstvertrauen kann dabei als Vermittler zwischen beiden gesehen werden. Wenn der Selbstwert aktuell gering eingeschätzt wird, kann im Rahmen der Therapie über die Stärkung des Selbstvertrauens das Erleben von Selbstwirksamkeit gefördert werden.
* Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwende ich abwechselnd die weibliche oder männliche Form. Männer und Frauen sind natürlich gleichermaßen angesprochen. Gerne kann der Artikel auch über soziale Netzwerke geteilt werde.
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