In der heutigen digitalen Ära spielen soziale Medien eine immer größere Rolle in unserem Alltag. Gleichzeitig scheint sich auch der Narzissmus in der Gesellschaft zu verbreiten. Dieser wissenschaftsbasierte Psychologie Blogbeitrag untersucht den Einfluss sozialer Medien auf narzisstische Verhaltensweisen und deren Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden.
Narzissmus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das schon lange Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist. In der heutigen Zeit spielen soziale Medien eine immer größere Rolle im Leben vieler Menschen, insbesondere bei jüngeren Generationen.
Lange war unsere kapitalistische Gesellschaft von Leistung geprägt und damit wurden auch die entsprechenden persönlichen Eigenschaften wie Durchsetzungsstärke oder persönliche (Weiter-)Entwicklung gefördert. Heute ist es nicht nur mehr die Leistung sondern mehr der Erfolg und die entsprechende Selbstvermarktung des eigenen Erfolgs, der gesellschaftlich ins Zentrum gerückt ist. Dies führt auf der persönlichen Ebene zu einer noch stärkeren Selbstzentrierung und Selbstoptimierung. Damit einher geht auch die Ablöse des Dollars oder EUR als Leitwährung des gesellschaftlichen Erfolgs durch Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Inwiefern beeinflussen nun Instagram, TikTok und Co. unser Selbstbild und können sie sogar narzisstisches Verhalten fördern? In diesem Beitrag werden wir uns genauer mit dieser Frage auseinandersetzen.
Narzissmus verstehen
Bevor wir uns mit dem Einfluss sozialer Medien befassen, ist es wichtig, den Begriff "Narzissmus" zu klären. Narzissmus bezieht sich auf übermäßige Selbstbewunderung, Selbstzentriertheit und ein starkes Verlangen nach Bewunderung von anderen. Es ist eine komplexe Persönlichkeitseigenschaft, die sowohl positive als auch negative Aspekte haben kann.
Die Rolle sozialer Medien
Soziale Medien bieten eine Plattform, auf der Menschen ihre Gedanken, Fotos und Erfolge teilen können. Dies kann zu einem idealen Nährboden für narzisstisches Verhalten werden, da es Möglichkeiten zur Selbstpräsentation und Selbstinszenierung bietet. Das ständige Streben nach Likes, Kommentaren und der Aufmerksamkeit anderer kann dazu führen, dass sich narzisstische Tendenzen verstärken.
Selbstinszenierung und Selbstdarstellung
Auf Plattformen wie Instagram, Facebook, YouTube oder TikTok besteht ein hoher Druck, ein perfektes Bild von sich selbst zu präsentieren. Menschen neigen dazu, ihre besten Seiten zu zeigen, ihre Erfolge zu betonen und ihre Schwächen zu verbergen. Dafür werden auch zahlreiche technische Hilfsmittel wie Filter eingesetzt und es entsteht ein extrem geschöntes Bild welches sich von der Realität signifikant unterscheidet. Dies kann zu einem verzerrten Selbstbild führen und den Drang verstärken, immer mehr Aufmerksamkeit und Bestätigung zu erhalten.
Vergleich und Wettbewerb
Soziale Medien ermöglichen auch einen ständigen Vergleich mit anderen. Durch die ständige Präsentation von Highlight-Momenten und Erfolgen anderer können sich Menschen unter Druck gesetzt fühlen, mithalten zu müssen. In dem Vergleich geht es meistens auch um Freunde, Bekannte oder die Nachbarin von nebenan und nicht um ausgewählte Schauspieler, Sänger oder andere Bühnenstars. Dies suggeriert, dass es jeder aus meinem Umfeld zu Ruhm zu schaffen und macht den Druck noch größer. Dieser Wettbewerb um Aufmerksamkeit kann zu einem erhöhten Narzissmus führen, da das eigene Selbstwertgefühl stark von der öffentlichen Wahrnehmung abhängt.
Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden
Der übermäßige Gebrauch sozialer Medien und die damit verbundenen narzisstischen Tendenzen können negative Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden haben. Menschen, die stark von Likes und Kommentaren abhängig sind, können anfälliger für Angstzustände, Depressionen und ein geringes Selbstwertgefühl sein. Das Streben nach virtueller Bestätigung kann auch zu einer Sucht nach den damit einhergehenden Dopamin Kicks führen.
Was können wir tun?
Soziale Medien können narzisstisches Verhalten begünstigen und das Selbstbild negativ beeinflussen. Doch es gibt auch Möglichkeiten, sich gegen diese negativen Einflüsse zu schützen und ein gesundes Selbstbild zu fördern. Um narzisstisches Verhalten in den sozialen Medien zu vermeiden, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Leben, das auf Instagram und Co. präsentiert wird, oft nur ein Ausschnitt aus der Realität ist, der meistens noch dazu über Filter extrem verzerrt ist. Niemand ist perfekt und es ist okay, auch mal Schwächen zu zeigen. Auch ist es hilfreich, sich von Zeit zu Zeit von den sozialen Medien zu distanzieren und sich auf die eigenen Interessen und Hobbies zu konzentrieren, um ein gesundes Selbstbild zu fördern.
Ein wesentlicher Hebel zur Förderung eines gesunden Selbstbilds kann auch eine Psychotherapie leisten. Hier können Sie sich gezielt mit dem eigenen Selbstwert im Spiel der gesellschaftlichen Einflüsse auseinandersetzen und so individuelle Handlungsoptionen zur Stärkung des eigenen Selbstbild erarbeiten.
* Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwende ich abwechselnd die weibliche oder männliche Form. Männer und Frauen sind natürlich gleichermaßen angesprochen. Gerne kann der Artikel auch über soziale Netzwerke geteilt werde.
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